Wie hat sich das Reisen in Zeiten von Corona verändert?
Auch ohne Einreisebeschränkungen und Quarantänevorgaben gibt es hier für Urlauber Einiges zu beachten – nicht nur bei der Anreise, sondern auch bei der Wahl der Unterkunft und den Aktivitäten sind viele Reisende bemüht, intensive Kontakte zu vermeiden und Abstände einzuhalten. Karlheinz Jungbeck, Tourismusvorsitzender des ADAC, berichtet so z.B. vom neu aufgekommenen Trend des Cocoonings, einem Rückzug ins Private auch im Urlaub: „Man will jetzt auch auf der Reise unter sich sein, vielleicht sogar alleine sein.“ Diese neuen Gegebenheiten zeigen sich laut Jungbeck auch in der Wahl des Verkehrsmittels: Das Auto erlebt eine Renaissance – weil es den Reisenden einerseits Privatsphäre und Sicherheit gewährt, allerdings vermeldet der ADAC auch ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen. Was hier interessant ist: Das neue Interesse am Auto als Transportmittel heißt keineswegs, dass die meisten Reisen innerhalb der Bundesrepublik stattfinden – im Vergleich zum Vorjahr werden fast fünf Prozent weniger Urlaubsziele im Inland gebucht, das ergibt knapp ein Viertel aller Bundesbürger, die ihren Urlaub in Deutschland verbringen. Der Trend geht also zu ausländischen Reisezielen, die dennoch leicht mit Auto oder Wohnwagen erreichbar sind: Die beliebtesten Touristenländer sind in diesem Jahr Italien, Kroatien, Österreich, Frankreich oder die Schweiz. Außerhalb dieser innereuropäischen Favoriten erfährt dieser Tage auch die Türkei neue Attraktivität und verzeichnet einen Zuwachs an Touristen von sechs Prozent. Griechenland und Spanien mussten dabei extreme Einbußen hinsichtlich ihrer Anziehungskraft als Urlaubsziel hinnehmen – in beiden Ländern verbrachten nur gut zwei Prozent deutscher Touristen ihren Urlaub.
Aber wie sicher ist das Reisen mittlerweile wieder, selbst wenn man geimpft ist? Experten äußern weiterhin Kritik an der Auffassung vieler Reisender, dass eine Impfung gegen das Covid-19-Virus einen unbesorgten Urlaub ermöglicht.
Wie riskant ist es also für Touristen, einen Urlaub im Ausland anzuvisieren?
Immer wieder tauchen in den Medien Nachrichten gestiegener Inzidenzen auf, wenn Urlauber scharenweise aus bestimmten Urlaubsländern zurückkehren. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete auf Grundlage der Statistiken der Bundesländer so allein zwischen Ende Juni und Anfang September über 30.000 Reisende, die mit einem positiven Testergebnis nach Deutschland zurückkehrten. Trotz strenger Quarantäne-Maßnahmen steigerte sich diese Zahl im selben Zeitraum auf rund 100.000 Corona-Ansteckungsfälle. Dabei kamen mit 7.500 Fällen die meisten infizierten Rückkehrer aus der Türkei, gefolgt von Italien als Spitzenreiter unter den Urlaubszielen, auch wenn auf diesen „lediglich“ 1.200 Covid-19-Fälle entfielen. Dennoch raten Experten von einer Reise ab, wenn man nicht geimpft ist, so z.B. Gerhard Boecken, Hamburger Facharzt für Reisemedizin. „Der Impfschutz dient nicht nur dem Schutz der Reisenden und ihrer Mitmenschen, sondern verhindert auch, die Gesundheitssysteme der Gastländer in Anspruch nehmen zu müssen – diese können die Touristenschwärme leicht überlastet werden.“ Der Impfstatus kann außerdem ein relevantes Kriterium sein, um im Gastland selbst Zutritt zu Restaurants oder Museen zu erlangen.
Unabhängig des eigenen Impfstatus und der Situation in den Zielländern erwägen Touristen in dieser Zeit besonders die Reiseform: Individueller Reiseplan oder selbstgebuchte Pauschalreise, Reise mit dem Auto, Bus oder Flugzeug, Unterbringung im Hotel, Rundreise oder Kreuzfahrt? Besonders bei Pauschalreisen oder Kreuzfahrten ist es wichtig, sich beim Veranstalter über Regelungen hinsichtlich des Impfschutzes oder der 2G- bzw. 3G-Richtlinien genauestens zu informieren, um nicht in den Zielländern unerwünschte Überraschungen zu erleben. Positiv ist dabei eine erhöhte Absicherung durch den Veranstalter, wenn auf der Reise tatsächlich etwas Unvorhergesehenes, wie Stornierungen, Umbuchungen oder Reisewarnungen, passieren sollte.
Fazit: Touristen scheinen mehr Wert auf Abstände und ihre eigene Sicherheit zu legen – auch im Urlaub. Laut Jungbeck sind hiervon die verschiedensten Arten der Reisemöglichkeiten und verschiedene Preissegmente betroffen – „vom Zelturlaub und Hausboot bis zu Yachtcharter und Flügen im Privatjet“. Allerdings sei auch Flexibilität gefragt, denn es wird „heute spontaner, individueller und vielfältiger gebucht.“ Auf der sicheren Seite ist man in jedem Falle mit einer ausführlichen Beratung durch unsere Reise-Spezialisten im Reisebüro Flemming.
Update vom 5. Oktober 2021
In Zeiten von Corona gestaltet sich eine langfristige Reiseplanung als schwierig und Änderungen bestehender Richtlinien und Maßnahmen sind in dieser Hinsicht mittlerweile fast an der Tagesordnung. Hier haben wir die aktuelle Lage und anstehende Neuerungen zusammengefasst:
Die derzeitigen Reisebeschränkungen sind auf den 31. Oktober 2021 befristet – schon jetzt sind Gespräche zwischen Bundesregierung und den Parteivertretern angesetzt, um zu diskutieren, ob diese verlängert werden sollen. Bereits im April wurde erörtert, die Einreisebestimmungen stufenweise zurückzufahren. „Die politische Absprache zu den Reiserestriktionen läuft mit Ausgang des Oktobers 2021 aus, wenn sie nicht verlängert wird. Die Regierungen und die Parteien, die der Absprache beigetreten sind, werden sich Anfang Oktober 2021 treffen, um zu erörtern, ob und in welchem Umfang es ab November weiterhin einen Bedarf für Reiserestriktionen gibt“, lautet die offizielle Stellungnahme des Auswärtigen Amtes. So kann man zum Beispiel seit dem 1. Juli 2021 aus EU- und Schengen-Ländern wieder nach Dänemark einreisen, vorausgesetzt, man kann einen vollständigen Impfschutz, eine Genesung oder einen gültigen Negativtest nachweisen. Derzeit ist Deutschland im EU-Ampelsystem als gelb eingestuft, wenn man als nicht geimpft oder genesen ist, muss man sich nach der Einreise einem weiteren Test unterziehen. Diese Regeln gelten auch von deutscher Seite, allerdings mit wesentlich weniger Engmaschigkeit der Kontrollen als durch die dänischen Grenzposten.
Ulla Tørnæs, Sprecherin der dänischen Regierungspartei Venstre hält die Pandemie „dank der hohen Impfquote nun so weit unter Kontrolle, dass auch die Einreisebeschränkungen fallen sollten.“ Es sollte „eine Parallelität zwischen der Aufhebung der Restriktionen im Land und den Reiseregeln geben.“ Im Hinblick auf die Einreisebeschränkungen gleicht Europa zurzeit einem Flickenteppich mit Richtlinien, die teilweise weit auseinanderklaffen. Daher haben sich die Minister der 27 EU-Mitgliedsländer darauf geeinigt, dieses Reisedurcheinander durch dieses Ampelsystem zumindest im Ansatz zu lichten. Dieses Farbsystem soll zur Normalisierung des Grenzverkehrs in die verschiedenen Richtungen beitragen, „selbstverständlich unter Berücksichtigung der Ratschläge der Gesundheitsbehörden.“
Diese Uneinigkeit beschränkt sich allerdings nicht auf den europäischen Reiseraum – egal ob Großbritannien, USA oder Thailand: Die Zahl der Länder, die auf lange Sicht eine vollständige Impfung von Einreisenden verlangen (werden), wächst ständig an: Selbst bei denjenigen Ländern, die zum Beispiel weiterhin eine 2G- oder 3G-Regelung praktizieren, soll auf einen flächendeckenden Impfschutz hingearbeitet werden, vor allem, weil die Auflagen für Ungeimpfte höchst unattraktiv sind: Diese Einschränkungen waren bereits im Juni 2021 in Malta zu beobachten, als die Inzidenz in dem kleinen Inselstaat in die Höhe schnellte und die vollständige Impfung für eine Einreise nötig wurde. Auch eine Genesung ist seitdem nicht mehr ausreichend, um seinen Urlaub auf der Mittelmeerinsel zu verbringen – und gilt bereits für Kinder ab zwölf Jahren. Dabei gibt der Erfolg dieser Maßnahme recht: Malta weist die niedrigsten Neuinfektionswerte in Europa auf – nicht nur wegen der strengen Einreisekriterien, sondern auch weil mittlerweile über 80 Prozent der Bevölkerung die zweite Impfung verabreicht bekommen haben. Und auch andere Staaten folgen diesem Vorbild.
Seit Montag hat das Vereinigte Königreich zum Beispiel das bisher verwendete Ampelsystem eingestellt: Seitdem wird nur noch zwischen Geimpften (nicht rot) und Nicht-Geimpften (rot) unterschieden. Vollständig Geimpfte (zwei Impfungen plus 14 Tage Karenzzeit) benötigen dann keinen negativen Coronatest vor der Ausreise mehr, müssen sich jedoch online registrieren und sich spätestens zwei Tage nach der Einreise testen lassen. Allerdings entfällt die bisherige zehntägige Quarantäne-Regelung, die Reisende der Kategorie rot weiterhin in Kauf nehmen müssen. Außerdem entfällt seit Montag die Einstufung der jeweiligen Länder in die Kategorien green, amber und red, die unterschiedlichen Einreiserichtlinien unterlagen. Seit dem 8. August fielen Reisende aus Deutschland zwar in die grüne Kategorie, dennoch riet die Bundesregierung von touristischen Reisen nach Großbritannien, die umliegenden Inseln und Überseegebiete, zum Beispiel Gibraltar, ab – da das Vereinigte Königreich weiterhin weltweit zu den Staaten gehörte, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind.
Ein weiteres prominentes Beispiel sind die Vereinigten Staaten, die ab dem 8. November 2021 ihre Grenzen wieder für Touristen öffnen wollen. Obwohl hier der Öffentlichkeit noch keine Details zugänglich gemacht wurden, ist bereits jetzt klar, dass die Voraussetzungen für die Einreise eine vollständige Impfung und einen zusätzlichen Corona-Test beinhalten. Fraglich ist noch, ab welchem Alter diese Impfpflicht gilt und ob die in Deutschland angeratenen Kreuzimpfungen für eine Einreise in die USA zulässig sein werden – bzw. welche Impfstoffe überhaupt akzeptiert sind. Weitere Infos auf der Seite vom Auswärtigem Amtes >.
Auch wen es in die exotischeren Gefilde Asiens zieht, der kann mit Lockerungen der Einreisebedingungen rechnen. Als erstes verkündete bereits Thailand, dass für vollständig Geimpfte eine reduzierte Quarantäne-Dauer von sieben Tagen gelte. Von diesen erleichterten Maßnahmen zur erneuten Förderung des Tourismus lassen sich bereits auch Malaysia, Singapur und die Mauritius inspirieren.
Auch wenn (noch) Ungeimpften also ab dem 30. Oktober die Einreise in viele Länder nicht mehr verweigert werden wird, gestalten sich die Bedingungen jedoch als deutlich unattraktiver und unkomfortabler als für solche Touristen, die mit einer vollständigen Impfung aufwarten können.
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